Herr Ewald, immer öfter wird auf Sylt über eine insulare Zusammenarbeit diskutiert. Die CDU der
Gemeinde Sylt hatte in diesem Zusammenhang das Amtsmodell – sprich den Beitritt der
Gemeinde Sylt zum Amt Landschaft Sylt – favorisiert. Nun ist dieses Thema plötzlich vom Tisch –
hat die CDU einen Rückzieher gemacht und wenn ja, warum?
Von einem Rückzieher kann keine Rede sein, nach wie vor sehen wir die Vorteile eines
Amtsmodells. Tatsache ist aber, dass zu dieser wichtigen Thematik innerhalb der
Gemeindevertretung Sylt ein Kompromiss gefunden wurde, den wir umfassend teilen. Dieser
Beschluss setzt sich zum Ziel ein insulares Gremium einzurichten und bringt zusätzliche Vorteile
mit sich.
Erklären Sie das bitte mal genauer.
Es gilt, mehrere Punkte zu betrachten. Zum einen ist ein Bürgerentscheid initiiert worden, bei dem
die Bevölkerung über das Amtsmodell abgestimmt hätte – allerdings nur die Bürgerinnen und
Bürger der Gemeinde Sylt und nicht die der anderen Inselgemeinden. Punkt zwei: Der in der
Gemeindevertretung Sylt nun beschlossene Kompromiss ist verbindlich und keine bloße
Willensbekundung. Drittens: Wir können auf dem Weg zu einem insularen Gremium fachliche
Beratung durch Land und Kreis erhalten. Last but not least und sehr wichtig für uns: Die
Gespräche zwischen der Gemeinde Sylt und den anderen Sylter Kommunen werden auf
Augenhöhe stattfinden.
Im Wortlaut heißt es in dem gefundenen Kompromiss: "Die Gemeindevertretung empfiehlt, dass in
der nächsten Wahlperiode die Gemeinde Sylt zeitnah mit dem Amt Landschaft Sylt –
gegebenenfalls unter externer neutraler Moderation und fachlicher Beratung der
Kommunalaufsicht – Lösungsvorschläge für eine bessere insulare Zusammenarbeit erarbeitet mit
dem Ziel, ein insulares Gremium einzurichten." Warum ist diese insulare Zusammenarbeit so
wichtig – es könnte doch auch jeder weiterhin das seine machen...
Wir alle kennen die Entwicklungen auf Sylt, die nicht immer zum Vorteil der Insel und ihrer
Menschen sind. Wir brauchen ein starkes Sylt, um gegenüber Bund, Land und Kreis, aber auch
gegenüber der Deutschen Bahn oder wirtschaftlichen Einflüssen von außen nachhaltig auftreten
und agieren zu können. Zum zweiten gibt es eine ganze Reihe von Themen, die eben nicht nur für
einzelne Orte, sondern für die ganze Insel relevant sind. Nehmen Sie das Baurecht und den
Denkmalschutz, aber auch Verkehr, Tourismus, Natur- und Klimaschutz oder die Sportstätten
inklusive Schwimmbäder.
In einigen Bereichen wird Zusammenarbeit über Gemeindegrenzen hinaus ja schon praktiziert.
Richtig. Das funktioniert im Landschaftszweckverband ebenso wie im Flughafen-Zweckverband
oder im Schulverband.
Das konkrete Ziel der CDU der Gemeinde Sylt ist also...
...eine Verwaltung, die von allen Gemeinden getragen und geführt wird. Denn auch, wenn die
Gemeinde Sylt die größte Kommune der Insel ist, müssen alle Entscheidungen zusammen mit den
anderen Gemeinden auf Augenhöhe getroffen werden.
Geht es dabei allein um die Zusammenarbeit oder auch die Verwaltung selbst?
Um beides. Es kann zum Vorteil unserer Bevölkerung immer nur das Bestreben sein, Gutes zu
verbessern, sprich die Verwaltung noch bürgernäher und noch effizienter in ihrer Arbeit zu machen
– angefangen vom Erscheinungsbild der Orte bis hin zur Verwaltungspräsenz in den Orten. Wenn
man einmal betrachtet, dass die Bürgerinnen und Bürger der Verwaltung aus ihren Steuergeldern
derzeit jährlich mehr als 20 Millionen Euro an Personalkosten zur Verfügung stellen, dann darf die
Bevölkerung auch eine leistungsstarke Verwaltung verlangen.
Es geht, gerade auch mit Blick auf das erhoffte insulare Gremium, ja nicht nur um die Aufgaben,
sondern auch um Personen, die das optimal lenken. Ist dies gewährleistet?
Auch diese Frage wird in der Zukunft zu diskutieren sein. Momentan jedenfalls – so ist es meine
Sicht und auch die der CDU der Gemeinde Sylt – fehlt noch die Person, die an der Spitze eines
insularen Gremiums tatkräftig dazu beiträgt, Sylt zusammenzuführen.
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