Wenn Starkregenereignisse zur Herausforderung werden

18.11.2025

Die letzten Starkregenereignisse  im Oktober und November haben gezeigt, wie brüchig das Entwässerungssystem der Insel ist.

Die Probleme sind seit Jahren bekannt. Gritje Stöver erinnert sich noch an den Satz zu Zeiten der damaligen Bürgermeisterin Petra Reiber: „Petra, mach die Schleusen auf.“ Damals wurden durch die Bürgermeisterin in kritischen Momenten Entscheidungen auf dem kurzen Dienstweg getroffen und das Beste aus der Situation gemacht. Zudem wurden Millionenbeträge für die Entwässerung eingeplant, Empfehlungen durch den Ortsbeirat Tinnum über den damaligen Ortsbeiratsvorsitzenden und heutigen Landtagsabgeordneten Manfred Uekermann ausgesprochen, das Thema sogar in den Fusionsvertrag aufgenommen und finanzielle Mittel wurden durch den Deich- und Sielverband der Gemeinde zugesteuert. Doch das dringend benötigte hydraulische Gutachten für den Nösse-Koog, das für eine Lösung hätte sorgen sollen, ist seitens der Gemeinde Sylt bis heute nicht über Vorplanungen hinausgekommen.
„Nicht, dass wir uns missverstehen. Ich behaupte nicht, dass die Insel absäuft. Aber wenn das Wasser nicht abfließen kann, steigen die Grundwasserstände. Dann steht das Wasser nicht nur auf den Wiesen, sondern auch in den Kellern der Häuser“, erklärt Stöver. Das Problem liegt darin, dass jahrelange Versprechungen und politische Empfehlungen nicht umgesetzt wurden. „Irgendwann ist hier Sand ins Getriebe geraten und das müssen wir jetzt dringend beheben“, so bringt es Gritje Stöver auf den Punkt.
Manfred Uekermann weist auf den zentralen Engpass des Systems hin: „Kurz vor der Ableitung in das Wattenmeer trifft alles aufeinander. Das abgepumpte Niederschlagswasser aus Westerland, das Wasser aus Sylt-Ost und das gereinigte Abwasser aus dem Schonungsteich. Wenn Hochwasser herrscht, kann die Schleuse nicht geöffnet werden und das System staut sich zurück. Das schwächste Glied gibt nach und genau das erleben wir immer häufiger.“ Die Konsequenzen sind überschwemmte Wiesen, geschädigte landwirtschaftliche Flächen und steigende Grundwasserstände, die Häuser und Infrastruktur beeinträchtigen.
Vor diesem Hintergrund haben sich vier CDU-Vertreterinnen und CDU-Vertreter aus den betroffenen Ortsteilen zusammengeschlossen. Helge Schicke für Westerland, Manfred Uekermann für Tinnum, Gritje Stöver für Keitum und Archsum sowie Ines Dreisow für Morsum. Gemeinsam haben sie die Lage vor Ort analysiert, mit Betroffenen gesprochen und konkrete Lösungen entwickelt. „Die Menschen erwarten zu Recht, dass wir handeln. Es geht um Sicherheit, um intakte Infrastruktur und den Schutz wertvoller Flächen“, sagt Helge Schicke.
Die CDU-Fraktion bringt deshalb in der Sitzung der Gemeindevertretung am 20. November einen Antrag ein, der kurzfristige Maßnahmen zur Entwässerung des Nösse-Kooges verbindlich fordert. Dazu gehören die Wiederherstellung des Rantum Becken als Polderfläche zur kurzfristigen Ableitung und Speicherung von Oberflächenwasserzuflüssen, wenn während kritischer Wetterlagen die Schleusentore aufgrund des Hochwassers nicht geöffnet werden können. Und natürlich auch die Freilegung von Gräben und Überläufen, der Austausch veralteter und zu kleiner Rohrleitungen sowie die Sicherstellung der Wartung von Revisionsschächten. Außerdem soll das längst überfällige hydraulische Gutachten fertiggestellt und ein klarer Umsetzungsplan mit Verantwortlichkeiten und Zeitrahmen erstellt werden.
„Wir müssen den Rückstau auf die landwirtschaftlichen Flächen und die Ortslagen unbedingt verhindern, und zwar jetzt“, betont Ines Dreisow. Manfred Uekermann macht die Dringlichkeit ebenfalls deutlich: „Es geht darum, dass die Insel auf künftige Wetterlagen vorbereitet ist und niemand mehr Schäden erleidet, die vermeidbar wären.“
Die vier CDU-Vertreterinnen und CDU-Vertreter appellieren an alle weiteren Fraktionen. Eine gemeinsam getragene Entscheidung ist notwendig, um sicherzustellen, dass die Entwässerung im Nösse-Koog nach Jahren des Stillstands endlich auf ein stabiles, zukunftsfähiges Fundament gestellt wird.